Er gilt als Magic Mushroom des Leistungssports: Cordyceps sinensis, auch Raupenpilz genannt, soll Kraft, Ausdauer, Stoffwechsel und Regenerationsfähigkeit verbessern. Doch was ist dran und lohnt sich der Einsatz des natürlichen Boosters auch im Hobbybereich?
Spätestens seit den Chinesischen Nationalspielen in Beijing ist der Raupenpilz auch unter Sportlern bekannt: Damals brachen Leichtathleten von Profi-Trainer Ma Junren gleich fünf Weltrekorde. Die Behörden waren misstrauisch, aber alle Dopingtests fielen negativ aus. Junren verriet, dass seine Schützlinge Cordyceps eingenommen hatten.
Tatsächlich weisen zahlreiche Studien auf die stark leistungssteigernden Eigenschaften des Raupenpilzes hin. Die Untersuchungsergebnisse reichen von einer verbesserten Sauerstoffaufnahme über erhöhte Insulinempfindlichkeit und Testosteronwerte bis hin zu mehr Ausdauer und Energie. „Welche Wirkmechanismen dafür verantwortlich sind, ist bislang kaum untersucht. Auf jeden Fall ist Cordyceps ein so genanntes Adaptogen, das die körperliche und psychische Stressresistenz bei intensiven Belastungen erhöht“, sagt Cathrin Battaglia vom Institut für Ernährungs- und Pilzheilkunde MykoTroph AG.
Kombination mit Kreatin
Auch der hohe Anteil an Adenosin macht Cordyceps für Sportler interessant. Das Nukleosid ist eine wichtige Komponente von ATP (Adenosintriphosphat), das wiederum der Treibstoff unserer Muskeln ist. Laut einer Studie der Hong Kong University of Science and Technology steigert Raupenpilz die ATP-Produktion um mindestens 18 Prozent. Welche Auswirkungen das auf das Workout haben könnte? Mehr Energie, mehr Wiederholungen, größerer Trainingserfolg.
Einige Sportler kombinieren Cordyceps übrigens mit Kreatin und nutzen die Synergieeffekte der beiden Nahrungsergänzungen: Der Raupenpilz erhöht die Menge an ATP, Kreatin verbessert laut Untersuchungen das Recycling von verbrauchtem ATP.
Parasit teurer als Trüffel
Cordyceps sinensis ist ein Parasit, der im tibetischen Hochland gedeiht. Er befällt die im Boden lebenden Larven einer bestimmten Schmetterlingsart und ernährt sich von ihrem Gewebe – bis nur noch ihre Außenhülle übrig bleibt. Aus dem Kopf der Raupenmumie, die mit einem Geflecht aus Pilzfäden (Myzel) gefüllt ist, wächst schließlich der keulenförmige Fruchtkörper von Cordyceps heraus an die Erdoberfläche.
In Asien wird Raupenpilz schon seit Jahrhunderten genutzt: unter anderem zur Erhöhung von Kraft und Vitalität, für ein langes Leben, zur Bekämpfung von Depressionen oder zur Steigerung der sexuellen Lust. Die Preise für wild gesammelte Exemplare sind allerdings astronomisch hoch. Ein Kilo getrockneter Pilz mit Raupe kostet rund 25.000 Euro. Schon vor Jahren hat man deshalb damit begonnen, den Parasiten in einer Nährlösung zu züchten. Bei diesen kultivierten Produkten handelt es sich aber nur um das Myzel, nicht um den Fruchtkörper.
Qualität entscheidet über Wirkung
Ob gezüchteter Cordyceps genauso wirkt wie wild gesammelter, ist umstritten. Einige Untersuchungen haben aber gezeigt, dass die Laborvariante durchaus gleichwertig ist. „Die Auswahl des Produkts spielt hier natürlich eine wesentliche Rolle. Ein Qualitätsmerkmal ist der Anbau in BIO-Qualität. Außerdem sind die positiven Effekte vor allem dann zu erwarten, wenn der Pilz in seiner Gesamtheit eingenommen wird und nicht ein einzelner Wirkstoff“, lautet Battaglias Tipp.
Die Einnahmeempfehlungen reichen von 500 bis 5.000 Milligramm am Tag. Am besten ist es, mit der niedrigsten Dosis zu starten und dann langsam – nach Bedarf – zu erhöhen. Weil Raupenpilz ein starker Fitmacher ist, sollte er morgens oder vor dem Training supplementiert werden.